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22.03.2019

Fachkräftemangel durch Weiterbildung bekämpfen!

Die größte Bedrohung der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland ist eine Entwicklung, die wir uns selbst zuzuschreiben haben. Ich meine den akuten und sich zukünftig noch verschlimmernden Fachkräftemangel. Wer bei zunehmender Lebenserwartung einer Frühverrentung mit 63 das Wort redet, sägt nicht nur aktiv an der Sicherung unseres Wohlstandes, sondern sorgt auch für eine völlig unnötige Zuspitzung der Situation bei der Rentenkasse. Dennoch gibt es aus unternehmerischer Sicht Möglichkeiten, den Fachkräftemangel aktiv anzugehen.

Dazu gehört in allererster Linie eine erhebliche Intensivierung der Anstrengungen bei der betrieblichen Weiterbildung. Warum muss diese intensiviert werden? Weil die jahrzehntelang ausreichenden Strukturen heute nicht mehr mit der schnellen Veränderung der Lerninhalte mitkommen. Universitäten werden z.B. erhebliche regulatorische Hürden bei der Gestaltung neuer und vor allem ergänzender Studienangebote für Berufstätige in den Weg gelegt. Bis das Wissen aber bei den klassischen Weiterbildungsträgern angekommen ist, vergehen Jahre bis Jahrzehnte. Die Lerninhalte selbst müssen sich im Zeitalter von Industrie 4.0 ebenfalls ändern. Neben die notwendigen neuen Inhalte treten vielfältige weitere Kompetenzfacetten, die sich auf die größere Autonomie in der Fabrik beziehen müssen. Werkerinnen und Werker müssen u.a. soziale, organisatorische, kommunikative, prozessbezogene, kulturelle und führungsbezogene Kompetenzen erwerben und einbringen. Dies führt unmittelbar zur Veränderung der eingesetzten Lehr-/Lernmethoden. Das klassische Blockseminar im Sporthotel am See bringt für die Weiterbildung nahezu gar nichts. Notwendig sind individuelle, prozessbezogene und an der Erreichung von Lernzielen orientierte Methoden, wie wir sie z.B. am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft erproben.

Mit Hilfe dieser neuen Ansätze gelingt es, neue Zielgruppen für die Weiterbildung zu erschließen und somit den Fachkräftemangel zu verringern. Eine der bisher nur unzureichend ausgeschöpften Zielgruppen dafür stellen übrigens Frauen dar. Obwohl sie ca. 50% der Bevölkerung ausmachen, sind sie in den Unternehmen auf Fachkräftepositionen derzeit noch viel zu selten anzutreffen. Dies zu ändern, ist Aufgabe jedes Unternehmers und jeder Unternehmerin!