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12.01.2021

Corona wird ganz sicher nicht alles ändern!

Angeblich hat Corona bei vielen Geschäftsprozessen die Digitalisierung erst erzwungen. Aus dem Ausbleiben erheblicher Auswirkungen auf das Geschäftsleben (außer Reise, Touristik, Unterhaltung) schließen einige Digitalpropheten nun, dass die durch Corona bewirkten Veränderungen auch in Zukunft bleiben werden. Diese Digitalpropheten liegen in grober Weise falsch. Ein Netflix-Film über den Krüger-Nationalpark ersetzt keinen Besuch dieses Nationalparks, dem virtuellen Vortragenden fehlt die Reaktion des Publikums auf die gemachten Aussagen, ein Vertrauensaufbau zwischen Geschäftspartnern oder erfolgreiche Durchsetzung von Zielen in Verhandlungen sind über Videokonferenzen nahezu unmöglich. 

Diese Effekte waren schon früher bekannt und die Rahmenbedingungen haben sich nicht geändert. Der Mensch ist ein soziales Wesen und möchte Zeit in der Gegenwart anderer Menschen verbringen. Diesen Wunsch mussten die Menschen während Corona wohl oder übel unterdrücken, sie haben ihn aber nicht aufgegeben. 

Das persönliche Gespräch hat eine erheblich höhere Qualität als das virtuelle Gespräch, daher wird es nach Entfall der Kontaktbeschränkungen wieder sehr viel Bedarf für persönliche Gespräche geben. Auch Reisen im beruflichen Kontext haben keinesfalls nur negative Effekte. Sie erlauben zum Beispiel eine mentale Einstimmung auf den bevorstehenden Geschäftstermin. Teilweise sind mit Geschäftsreisen sogar erhebliche Incentives verbunden. Ich nenne nur die Flugmeilen, die für private Zwecke eingesetzt werden können, attraktive Reiseziele und angenehme Speisemöglichkeiten, um nur einige zu nennen. Auch soll die Scheidungsrate während Corona angestiegen sein. Nichts davon kann virtuell kompensiert werden.

Was wird also nach Corona bleiben? Es wird eine viel einfachere Wahl zwischen rein physischen und rein virtuellen Meetings geben. Hybride Meetings hingegen sind nach wie vor Mist. Eine Lösung, die es persönlich und online anwesenden Personen gleichzeitige Teilnahme ermöglicht, habe ich auch nach zehn Monaten Corona noch nicht kennengelernt. Meist gibt es erhebliche Stolpersteine wie Kameraeinstellungen, Rückkopplungen und mangelnde Integration einzelner Teilnehmer. 

Alle übrigen beruflichen und privaten Verhaltensmuster, die zu privaten und beruflichen Reisen geführt haben, werden nach Corona wieder kommen und zwar in nahezu vergleichbarer Höhe gegenüber der Vor-Corona-Zeit.