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08.03.2020

Corona und die Fähigkeit, Risiken angemessen einschätzen zu können

Die Ungewissheit, was der Corona-Virus tatsächlich in Deutschland anrichten wird, ist derzeit groß. Bis jetzt täglich steigende Ausbreitungszahlen sorgen für Verunsicherung, die geringe Zahl von Toten in Deutschland und die Tatsache, dass sehr viele der Angesteckten gar nicht merken, dass sie den Virus haben, sollte im Hinblick auf die Folgenabschätzung eher beruhigen.

Was ich in Deutschland bemerke, ist eine sehr große Unsicherheit im Umgang mit diesen Sachverhalten, in deren Natur es liegt, dass sie nicht vollständig bekannt sind. Mir scheint es so zu sein, dass Bürger, aber auch Unternehmen an der einen oder anderen Stelle zur Übertreibung neigen:

Wann wird unser Gemeinwesen am stärksten getroffen, wann fallen Lieferketten aus und wann kann die öffentliche Versorgung nicht mehr gesichert werden? Natürlich passiert dies, wenn aufgrund der Ausbreitung der Seuche die Menschen reihenweise nicht arbeiten können. Gegenwärtig passiert es aber auch, weil in Vorwegnahme einer seuchenhaften Entwicklung einige Maßnahmen getroffen werden, die mir als panikartige Überreaktionen erscheinen, etwa das Verbot aller Dienstreisen oder das Anordnen von Homeoffice für alle Mitarbeiter.

Möglicherweise erzeugen wir erst durch unsere vorweggenommenen Maßnahmen eine kritische Situation in der Gesellschaft, die der Virus allein gar nicht erzeugen würde - er ist deutlichst weniger gefährlich als die jährliche Grippewelle! Mir ist nicht bekannt, dass aufgrund der jährlichen Grippewelle Dienstreisen verboten und Tausende von Mitarbeitern nach Hause geschickt werden.

Ich plädiere daher für eine schnelle Adaption an die tatsächlich beobachtbaren Fakten, in diesem Fall konkret und vor Ort auftretende Viruserkrankungen. Dann (!) werden die derzeit praktizierten Maßnahmen durchgeführt, die bisher ja nicht dazu geführt haben, dass das öffentliche Leben in Deutschland zum Erliegen kommt: Züge fahren weiterhin, Brötchen werden weiterhin gebacken und Zeitungen weiterhin zugestellt. Dabei soll es auch bleiben!

Kein Verständnis habe ich für sensationsheischende Schlagzeilen von Internetmedien, in denen von Hunderttausenden von Toten gesprochen wird. Natürlich müssen solche Medien die Zahl ihrer Klicks erhöhen. Allerdings gibt es Menschen, die alles, was in solchen Überschriften steht, für bare Münze nehmen und ihr Handeln danach ausrichten. So erkläre ich mir zumindest, dass in meinem lokalen Drogeriemarkt keine Produkte zum Händewaschen mehr vorhanden waren. Hat mein Stadtteil jetzt erst angefangen, sich die Hände zu waschen? Das immerhin wäre ja eine gute Nachricht!